North America 2002
Unser USA-Canada 2002 Tagebuch. Der Text stammt (zu 99%) von Raffa [daher auch manchmal die
erste Person "ich"], die ihn tatsächlich immer brav abends während der Reise
niedergeschrieben hat, und dann in Deutschland auch noch abgetippt hat. Die Fotos hat Ben
gemacht (ja, auch brav während der Reise), und später in Giessen natürlich
auch eingescanned. Enjoy!
17. September
5:20 Aufstehen
6:51 Regionalzug nach Bonn
7:20 ICE nach Frankfurt Flughafen, dort mit Ben und Patty getroffen
11:20 Frankfurt nach Philadelphia, ein paar Turbulenzen, über einen "North-Atlantic Tornado" geflogen, gutes Kinoprogramm im Flugzeug, aber schlechtes Essen
14:00 Landung in Philadelphia, Stress um den Anschlussflug zu bekommen, ein Zollbeamter hat mein Handgepäck durchwühlt

15.30 Weiterflug nach Toronto
17:00 Ankunft, Gepäck etc., Bus zum Hostel, eigentlich ganz nett da, im Subway Abendbrot (Sandwich), durch Toronto gelaufen bei Nacht, ziemlich beeindruckend
22:00 Bettzeit!
18. September

Die Nacht war so lala. Die ersten fünf Stunden waren ok, danach bin ich sehr oft aufgewacht.
Wahrscheinlich wegen der Umstellung. 7:30 dann aufgestanden, geduscht, angezogen. Dann sind wir
etwas "planlos" durch Toronto zum Hafen, ein Cafe zum Frühstücken suchend. Nach
längerer Suche haben wir eine Bagel-Bar gefunden (Tim Hortons). Dann sind wir wieder

Richtung Innenstadt, haben einen Film für Ben's Kamera gekauft, einen Buchladen gesucht
und Ben's Briefwahl zur Post gebracht! Raffa hat mit Dirk telefoniert. Danach sind wir zum
CN-Tower gegangen. War schon beeindruckend, vor allem der Teil, wo man auf dem Glasboden
stand. Später gab es bei McDonalds Mittagessen, obwohl wir eigentlich ein nettes, kleines

Bistro gesucht hatten. Naja, that's life! Aber Hunger und Durst vor allem bekamen wir gestillt.
Danach ging's auf einen Stadtrundgang aus dem Polyglott von Langner's: City Hall,
Einkaufszentrum, Queen's Park mit Regierungsgebäuden und Toronto University. Jetzt taten
uns die Füße so weh, dass wir uns im Park auf eine Bank gesetzt und gequatscht

haben. Dann ging es zurück in die Jugendherberge zum Umziehen und kurzem Ausruhen.
Zum Abendessen suchten wir Chinatown. Schwieriges Unterfangen! Vor allem, wenn man nicht
weiß, auf welcher Straße sich die eigene Jugendherberge befindet. Und wenn die
Begleitung sich in dem festen Irrglauben befindet, dass die Spadina Avenue Toronto in West und
East unterteilt. So haben wir einen netten, ca. 3/4 stündigen Spaziergang gemacht, um die
Spadina Avenue zu finden, an der sich übrigens auch unsere Herberge befindet! Aber nett

war's! Und das Abendessen beim Chinesen war auch ok, obwohl Raffa zuerst dachte, dass die
komischen Teigklumpen mit Füllung eher wie Darm oder so was aussehen. Aber es war
durchaus essbar. Und wohl auch echt chinesisch, wir waren nämlich so ziemlich die
einzigen Europäer, die es in dem Laden gab. Irgendwie schon ein komisches Gefühl.
So gegen 22:50 waren wir wieder zu Hause - und kurze Zeit später im Bett.
19. September
Frühstück nochmals bei Tim Hortons. Wir haben noch eine Weile da auf einer Bank
gesessen und einem Typen dabei zugeguckt, wie er sein Boot sauber machte. Dann sind wir zum
Royal York Hotel und sind da in den "Keller", ein Einkaufszentrum, halbwegs nett. Danach ging

es nochmal zur Post (freier Internet-Zugang) und in einen bookstore. Von da aus sind wir dann
wieder los zum Kai, haben da einen Hot Dog gegessen und sind dann mit der Fähre
rüber zu den Toronto Islands. Dort haben wir den ganzen Nachmittag mit Staunen (Skyline

von Toronto), fotografieren, wandern und in der Sonne sitzen verbracht. Ausserdem haben wir
festgestellt, dass wir alt geworden sind, denn eine Schaukel ist echt nur was für kleine
Kinder! Ein toller Tag! Gegen 17:45 Uhr ging es mit der Fähre zurück. In Toronto

haben wir für Ben eine Therm-A-Rest gekauft. Der Laden ist echt gefährlich für
den Geldbeutel. Supergeile Sachen zu vergleichsweise moderaten Preisen. Kurze Ruhepause im
Hostel. Zum Abendessen waren wir wieder in der "Goldenen Nudel" (Goldstone Noodle). Danach
haben wir das Nachtleben Torontos erkundet - und eine Bar gefunden, in er es chemische
Cocktails für Can$ 5,50 das Stück gab. Angeschlossen hat sich ein kurzer Spaziergang
an den Lake Ontario, bei dem wir den "Music Garden" entdeckt haben, der so schon ruhig war,
dass Raffa ein bisschen geschlafen hat. Aber trotzdem mussten wir irgendwann zum Hostel
zurückgehen. Die Nacht war wiedermal heiß und wir hatten eine Schnarchnase im
Raum (ein Sägewerk!).
21. September
Ausgeschlafen! Zum späten Frühstück gab es Swiss Miss und Bagels mit
Himbeermarmelade. Nach dem Spülen, Packen und der Selbstreinigung sind wir nochmal
Milch ist hier
teurer als Benzin!
"Hey man, your old
lady is good-looking!"
an den Lake Erie zum Photo-Shooting gegangen. Dort gab es Wellen und nasse Füße
en masse. Zurück am Auto haben wir uns Richtung Osten aufgemacht. Es sollte eine lange
Fahrt werden. Die Fahrt an sich war aber trotz der Länge und dem schlechter werdenden
Wetter sehr lustig. Beim Tanken habe ich unter anderem festgestellt, dass Milch in Amerika

teurer ist als Benzin und dass ich wohl auch in den USA einen Mann finden würde ("Your
old lady is good-looking!") Lustig waren auch die letzten Meilen Richtung Glimmer Glass State
Essen aus dem Pott.
Löffel reichen.
Park. Wer kann schließlich ahnen, dass es in der totalen Einöde wirklich noch einen
State Park gibt, in dem es sogar fließendes kaltes und warmes (!!!) Wasser gibt. Aber
der liebe Onkel Ranger hat uns ein nettes Plätzchen sozusagen treck neben de Disco
gegeben, wo es sich sehr gut aushalten lässt - vorausgesetzt die Disco macht zur
gegebenen Zeit Schluß! Heute gab es dann endlich das versprochene zünftig
selbstgekochte Essen - Pasta in Mais-Tomatensauce - sehr lecker!
22. September
Nachts hatte es geregnet. Deshalb mussten wir unser Zelt nass auf die Rückbank legen.
Nach dem anstrengenden Morgen haben wir uns in hervorragenden sanitären Anlagen eine
warme Dusche gegönnt. Dann ging es weiter. Zuerstmal habe ich das Auto durch Regen und
Nebel Richtung Boston kutschiert (Ally's Stadt!). Aber netterweise besserte sich die
Wettersituation je mehr wir nach Osten kamen. Neu-England entpuppte sich als wirklich
Snapple --
made from the best
stuff on earth
wunderschöner Teil Amerikas - vor allem die Apalachin-Mountains. Zwischendurch wurde
wegen den Wahlergebnissen mal mit Deutschland telefoniert. Echter Krieg da drüben! Und
wir waren im guten alten "Land der unbegrenzten Möglichkeiten". Naja! Beim Wompatuck
State Park angekommen, stellten wir das nasse Zelt auf und machten uns zwecks Einkaufen
nochmals auf den Weg. Denn in Amerika haben die Supermärkte auch sonntags auf. Das
Abendessen (nochmal Pasta, diesmal aber mit Tomaten-Pilze-Sauce) wurde durch Regenfälle
unterbrochen. Nach kurzem Aufräumen zogen wir uns mit dem Essen ins Zelt zurück.
Und da sind wir auch erstmal geblieben. Die Nacht brachte dann wenig Erholung, dafür
aber jede Menge massig Regen! Na hervorragend!
23. September
Mäßig gelaunt haben wir morgens das klatschnasse Zelt (dreckig war's auch) und
nasse Isomatten ins Auto gepackt und sind los. Auf dem Weg nach Boston haben wir nochmals

"ausserhalb" gefrühstückt und sind im strömenden Regen weitergefahren.
In Boston meinte es Petrus dann gut mit uns und nachdem wir "stundenlang" einen billigen
Parkplatz gesucht haben (aus 2 Parkhäusern sind wir wegen Wucher wieder rausgefahren!),
haben wir uns die Aufgabe gestellt, Amerika's Geschichte innerhalb 50min zu entdecken mit

Hilfe des "Freedom Trails", der in rot durch die Stadt führte. Eigentlich war es recht
interessant, aber zum Schluss begeisterte uns vor allem der Wasserspender, der sogar kaltes
Wasser herausgab. Das Boston Tea Party Ship, das komischerweise nicht auf dem Freedom Trail

liegt, war leider geschlossen - 2 1/2 Stunden Boston reichen völlig, schließlich
ist die Stadt eher eine Baustelle. Auf nach Plymouth. Hier sind schließlich die ersten
Siedler an Land gegangen - muss man gesehen haben! Plymouth entpuppte sich als nette kleine
Stadt, die mit der Mayflower II, dem Plymouth Rock und anderen Dingen aufwarten kann.

Ausserdem gibt es leckeren lokalen Wein. Der nächste State Park war nicht ganz so einfach
zu finden. Aber da ich ja einen echten Pfadfinder bei mir habe, war es kein Problem.
Netterweise hat es den Abend über nicht geregnet, so dass wir das Zelt trocknen konnten

(zumindest relativ) und am netten Lagerfeuer unser Essen einnehmen konnten (Reis mit
Curry-MaisyZuccini-Sauce). Und ich habe dem Ben das Kniffel-Spielen beigebracht. Der Kerl
hat sich gar nicht so dumm angestellt. Nachdem das Zelt ordentlich aufgestellt war und alles
übrige gut verstaut, haben wir uns noch auf den Weg an den Atlantik gemacht. Unser Tip
ist, dass man, wenn man geradeaus schwimmt, wohl in Irland rauskommt. Aber beeindruckend ist
das schon.
24. September
Wiedermal Regen, die ganze Nacht, den ganzen Morgen. Wir sind sehr faul lange im Zelt
geblieben deshalb. Aber irgendwann mussten wir raus und haben - wie schon so oft - das Zelt
nass ins Auto gepackt. Dann ging es los nach Cape Cod. Leider ist das im Regen auch nicht

ganz so schön, obwohl es bei Sonnenschein traumhaft sein muss. Naja, wir fuhren also
weiter und haben uns einen State Park in Rhode Island angeguckt. Der war sein Geld
allerdings nicht wert, weshalb wir weiter bis rein nach Connecticut gefahren sind. Der
State Park da war echt super schön. Nach dem üblichen Zeltaufbau und Abendbrot -
es gab nur Brot, weil wir mittags auf Cape Cod einen "boiled lobster" und anderes "seafood"
hatten, sehr lecker - sind wir noch an den Strand gegangen. Der war ebenfalls wunderschön.
Wäre schon toll gewesen, den Strand bei gutem Wetter ein bisschen auszunutzen, denn
gutes Wetter war für den nächsten Tag angesagt. Aber dies sollte uns nicht

gegönnt sein, denn Ben hatte beim Zeltaufbau festgestellt, dass er die Vorzeltstange
auf dem anderen Platz hatte liegenlassen. Sehr clever! Also hieß dies für den
nächsten Tag: 120 Meilen zurück zu Scusset Beach. Allerdings war uns an diesem
Abend auch noch ein netter Besuch untergekommen. Ein Stinktier hatte unseren Abfall
gerochen und wollte unbedingt die Tüte erobern. Allerdings waren das einzig "Essbare"
darin Kaugummireste - na, guten Appetit!
25. September
Auf nach New York! Ach nein, auf nach Scusset Beach um die Zeltstange zu holen. Nach einer
trockenen Nacht - mal abgesehen vom Tau - haben wir also wieder das Zelt eingepackt

(taufeucht). Um 7.30h ging es dann los. Der Tag versprach wirklich, sonnig zu werden. Aber
was tut man nicht alles für eine Zeltstange. Gott sei Dank haben wir sie wenigstens
unbeschadet wiedergefunden, da wo Ben sie hatte liegen lassen. Und weil wir nun schon nochmal
da waren, haben wir bzw. ich noch eine Postkarte gekauft - für Zimbo. Dann ging es wieder

zurück an den Strand vom Rocky Neck State Park. Dort haben wir Pause gemacht, um das
Zelt zum Trocknen aufzustellen und etwas zu essen. Dummerweise hielten da auch ein paar
Mücken Festessen mit uns. Nachdem wir dann glücklich alles trocken eingepackt
hatten, haben wir uns noch einen Strandspaziergang gegönnt. War wirklich traumhaft
schön dort. Nun denn, weiter nach New York. Eigentlich haben wir das Haus der Davies

ziemlich gut und schnell gefunden - zumindest für New York. Davies waren supernett.
Wir haben uns ein bisschen mit ihnen unterhalten, vor allem mit Tom, weil er uns zum Bahnhof
gebracht hatte, nachdem wir umgepackt hatten. Nun steht das Auto also in Bronxville - was wie
eine sehr nette und nicht gerade billige Wohngegend aussieht. Nach einer halbstündigen
Fahrt mit der Metro sind wir dann in Manhatten angekommen. Dort sind wir ins Chrysler Building
zu Dirk. Schon recht imposant dort. Wir mussten uns unten beim Pförtner anmelden,
eintragen, Dirk musste angerufen werden und uns unten abholen. Das Büro ist im 37.
Stock, recht groß und man hat einen tollen Blick. Als wir dann später wieder an
den Pförtnern vorbeikamen, und die nur zwei Typen mit zwei Rucksäcken sahen, weil
ich verdeckt wurde, hielten sie uns an und fragten nach der "Lady". Sie hatten schon Angst,
ich wäre oben geblieben - oder in einem der Rucksäcke. Nun denn, mit Dirk zusammen
ging es dann zu Trafkowskis aus Roosevelt Island. Dort können wir nämlich
netterweise schlafen. Absolut genial. Nach ausgiebiger Erfrischung haben wir uns dann noch
mal aufgemacht - New York by night. Time Square, Rockefeller Center, Empire State Building
(aber nur mal so geguckt, noch nicht hoch) und Essen bei McDonalds. Und natürlich zum
Broadway. Irgendwann waren wir aber doch müde. Dirk ist zum Kolpinghaus gefahren und
wir sind zurück nach Roosevelt Island.
26. September
Zuerstmal haben wir ein bisschen "verschlafen", d.h. der Wecker hat zwar geklingelt, aber
New York hat sich leider nicht von seiner besten Seite gezeigt. Wolken und Regen. Also haben
wir das Bett so schnell nicht verlassen. Nachdem wir uns dann doch mal bewegt haben, haben
wir ein super Frühstück vorgesetzt bekommen. Milch, Brot (selbstgebacken),
Marmelade, Wurst, Käse, Müsli, Saft und Obst. Echt klasse. Dabei haben wir uns
erstmal sehr nett mit Frau Trafkowski unterhalten, z.B. über die Frage, woher ich
ihre Söhne überhaupt kenne. Die Unterhaltung ging dann über viele Dinge,
vor allem aber auch über den amerikanischen Patriotismus. Hier kam dann auch Herr
Trafkowski zum Frühstück dazu. Ein sehr netter und interessanter Mensch. Mit
dem haben wir uns dann noch länger unterhalten. Es war schon fast Mittag, bis wir
uns dann doch mal auf den Weg gemacht haben. Leider fing es dann erst richtig an zu regnen.
Trotz allem sind wir in Richtung Ground Zero gegangen und haben uns den riesigen leeren
Platz angeguckt. Irgendwie doch beeindruckend. Wegen schrecklichem Regen sind wir dann zu
Macy's. Aber da gefällt mir Harrods in London und das KadeWe in Berlin besser.

Irgendwann haben wir Dirk erreicht per Telefon. Danach sind wir ins Metropolitan Museum
of Art gegangen - und haben mit 7 Dollar eigentlich viel zu viel Geld bezahlt. Das ist
zwar der offizielle Preis für Studenten, aber eigentlich kann man geben, was man will.
Dies erklärt dann auch, warum man keine Eintrittskarte bekommt. Das Museum ist sehr
interessant, aber wir hatten nicht genug Zeit, weil es so früh geschlossen hat.
Daraufhin sind wir zum Kolpinghaus gegangen, um dort auf Dirk zu warten. Dort angekommen,
mussten wir dank eines netten, jungen Mannes nicht im Regen stehen, sondern durften in die
Eingangshalle. Obwohl mir im Nachhinein der Regen lieber war. In der Ausgangshalle kam ich
mir nämlich wie ein Ausstellungsstück der Sonderklasse vor, weil alle Kerle zu uns
rübergeguckt haben. Und Ben verneinte beharrlich, dass sie wegen ihm gucken würden.
So viele Schwule wären es sicher nicht. Na super. Also Dirk ankam, gab es erstmal
Geschenke. Anschließend sind wir noch zu Bloomingdale's, ein weiteres Kaufhaus. Auch
nicht so toll. Schließlich haben wir uns auf den Weg zu Gigi gemacht, ein kleiner,
sehr gemütlicher Italiener ("cosy" is the word!), wo man sich den Alkohol selbst

mitbringt. Also brauchten wir vorher noch einen Liquor Store. Gesucht, gefunden, Flasche
Wein gekauft, Essen gegangen. Sehr viel und sehr lecker. Und die Einrichtung war echt einen
Besuch wert. Einfach nur ein paar Tische und irgendwelche Stühle kunterbunt
zusammengestellt. Super! Danach ging es noch zu Starbucks, weil die Kneipen hier doch
recht teuer sind. Gegen zwölf waren wir zu Hause und haben uns noch eine Stunde sehr
interessant mit Herrn Trafkowski unterhalten. Dann war aber wirklich Bettzeit.
27. September

Wieder Regen. Was auch sonst. Die Nacht war dank der Mückenstiche nicht ganz so
erholsam. Wir sind relativ spät aufgestanden und haben wieder ein tolles
Frühstück serviert bekommen. Es war auch mal wieder ein langes Frühstück.
Dann haben wir uns aber doch noch auf den Weg in die Innenstadt gemacht und uns zuerst mal
"Ground Zero" angeguckt. Irgendwie schon sehr amerikanisch mit all den Flaggen. Sehr
merkwürdig fand ich aber schon diese Art "Vermarktung". Man muss zwar nichts bezahlen,
aber es gibt allen Ernstes eine "viewing area". Irgendwie schon sehr bizar.
Naja, nachdem
wir uns dieses traurige Spektakel lange genug angeguckt hatten, sind wir in Richtung Wall
Street gezogen. Eigentlich eine kleine, unbedeutend aussehende Straße. Aber eben sehr
geldlastig. Und den Wall-Street McDonalds haben wir nicht gefunden. Dann sind wir runter an

die Fährstationen, haben aber die Tour wegen schlechtem Wetter abgebrochen bzw. gar
nicht erst angefangen. Statt dessen sind wir noch in die "Public Library" gegangen. Schon
sehr beeindruckend. Von dort ging es wieder zum Kolping Haus, Dirk abholen. Zuerstmal haben
wir mal sehr lecker gegessen in einem kleinen italienischen Restaurant. Danach ging es
nochmal nach Roosevelt Island, damit wir uns ein wenig Ausgeh-fertig machen konnten. Wir
haben uns dann erst mal mit Uwe in einer Bar getroffen. War nicht ganz so toll. Später

sind wir noch zu dritt in eine witzige Disko gegangen. Freier Eintritt vor zwölf, ein
Freigetränk und vier verschiedene Hallen, einmal 80er, einmal Tekkno, einmal
"Schwarzenmukke" und eine kleine Halle mit Salsa-Musik. Gegen 1.30h waren wir dann aber
doch ziemlich müde und sind Richtung Heimat gezogen. Dort sind wir ins Bett gefallen,
haben um gutes Wetter gebeten und sind im Nullkommanix eingeschlafen.
29. September

Nachdem wir in der Nacht wie Steine geschlafen hatten, haben wir uns am Morgen nach
Washington DC aufgemacht. Zuerstmal haben wir für Dirk die Greyhound-Station gesucht

und ein Ticket gekauft. Dann haben wir im Bahnhof gefrühstückt, obwohl es schon
fast Mittag war. Well, who cares? Schließlich ging es endlich los. Erstmal zum

Capitol Hill. Leider war rundrum - naja, auf einer Seite - eine Baustelle. Trotzdem
recht beeindruckend, wenn auch ein wenig kitschig. Von dort aus ging es zum Washington

Monument - sehr groß! Aber auch hier, bzw. ein Stück dahinter, wurde gebaut,
so dass sich im "Reflecting Water" leider nicht nur das Lincoln Memorial und der Obelisk
spiegelten, sondern auch so ein blöder Baukran. Nicht ganz so perfekt für die
Photos, aber was soll's. Vom Lincoln Memorial ging es dann zum Potomac River, ein Stück

entlang spaziert bis zum Jefferson Memorial, das dem Lincoln übrigens recht ähnlich
sieht. Dann über den Obelisken zum "White House". Jede Menge Touris, ein Photo - fertig.
Aber bei dem schönen Sonnenschein sah das alles auch richtig toll aus! Danach gab es

ein spätes Mittagessen in einem Subway. Und dann hieß es für mich Abschied
nehmen. Wir brachten Dirk noch zum Busbahnhof und nahmen dann Kurs auf den Shenondoah
National Park. In Fort Royal gab es zwecks Einkaufen einen kurzen Zwischenstop, aber dann
machten wir uns zügig auf zum Shenondoah River State Park, wo wir die Nacht verbringen
"Your English doesn't sound German."
"Well, I spent seven years in the States."
wollten. Der Park-Ranger war absolut super - und der State Park selbst auch. Die
Zeltplätze waren richtig süß "eingezäubt" bzw. mit Balken begrenzt

und mit "gravel" belegt. Super! Der Park war richtig urig, ohne Duschen und auch nur mit
Plumpsklos (vault toilets). Aber echt schön! Nach einem guten Abendessen (Brote
& Joghurt) sind wir dann doch relativ früh ins Bett, da das Feuer leider nicht
wirklich in Gang zu bringen war. Interessant war allerdings, dass wir sozusagen zum
Abendprogramm noch kurz unseren Nachbarn beim Liebesspiel zugucken bzw. zuhören
durften. Sehr amüsant! Und nachts hörte man dann die Bären brüllen.
30. September

Ein schöner Morgen. Nach einem guten Frühstück (Kakao & Brot) haben wir
noch dem Shenondoah River einen Besuch abgestattet. Schließlich muss man mal wirklich

gesehen haben, was im Lied "Country Roads" besungen wird. Mit dem Zelt und allem anderen
Gepäck im Auto ging es dann endlich wirklich in den National Park. Da ist man zwar
definitiv nicht alleine, aber er ist einen Ausflug wert! Der Skyline Drive führt einen
"You know what?"
"What's that?"
durch den gesamten Park und an jeder Ecke gibt es einen "scenic outview" oder eine "parking
area", um irgendeinen Trail entlang zu wandern. Wir haben zuerst mal den zweithöchsten
Berg bestiegen, den "Stony Man Mountain". Hat viel Spaß gemacht, mit der Kletterei

und dem Ausblick. Als nächstes haben wir uns noch einen kleinen Wasserfall näher
angeguckt. Auf dem Hinweg dazu wurden wir auf einen Schwarzbären aufmerksam gemacht,
der da neben dem Trail sein Futter suchte. Absolut genial! Mein erster Bär in freier
Wildbahn! Der Wasserfall war dann recht nett, aber wir sind mit den Niagara Fällen im
Rücken natürlich schon anderes gewöhnt. Aber gelohnt hat es sich trotzdem,
"How're you doing?"
vor allem, weil wir auf dem Rückweg wieder Mama Bär getroffen haben - diesmal mit
ihren zwei Kleinen. Cute!!!! Keiner der drei Bären hat sich an all den Menschen
wirklich gestört, die scheinen relativ "zahm" zu sein, aber ein Erlebnis war es trotz
allem. Die beiden Kleinen haben ihre "Zuschauer" dann auch noch mit einem netten Zweikampf

belustigt. Ein Stückchen weiter sind uns noch ein paar "deers" begegnet. Zurück
am Auto haben wir uns auf den Weg zu unserem neuen Campground gemacht, dem Loft Mountain
Campground. Riesig groß, aber Gott sei Dank nicht zu viele Leute da. Ansonsten ist

er aber schön. Hier laufen die "deers" eines nach dem andern oder auch zu mehreren
nur so über den Platz. Richtig cool! Zum Abendbrot gab es Reis & Pilze in Currysauce,
die wir allen Ernstes mal wieder im Hellen kochen konnten. Aber das Feuer danach wollte

partout nicht angehen. Wir haben uns zwar mächtig ins Zeug gelegt, aber das Holz war
zu nass - es hat nur gekokelt. Also haben wir noch zwei Runden um den Zeltplatz gedreht
(kleiner Nachtspaziergang) und dann noch im Zelt zwei Runden Kniffel gespielt. Mangels
anderer Alternativen sind wir um zehn in die Schlafsäcke gekrochen.
1. Oktober
Trotz der frühen Bettzeit kamen wir irgendwie nicht so in die Gänge. Ätzend.
Aber nach dem Frühstück ging es besser. Zeug einpacken, Duschen gehen - ein Dollar
für angebliche 5 Minuten - Zelt einpacken, los. Durch den Shenondoah N.P. durch auf die

Blue Ridge Parkway - ein Traum für alle Naturbegeisterten Autofahrer: Wald & Kurven

ohne Ende! Hier konnte man ein paar nette Zwischenstops einlegen. Aber im Großen &
Ganzen haben wir uns gedacht: geiles Wetter - auf zum nächsten State Park mit See.
Gesagt, getan. Und so landeten wir am Claytor Lake State Park - einer der schönsten
Plätze dieser Tour. Und einer mit den merkwürdigsten Gebühren - $16,72.
Aber er war sein Geld wert. Erstmal wurde das Zelt aufgebaut und dann ging es zum Erkunden
"So you are from Canada?"
an den See. Absolut traumhaft. Wunderschöner Strand, weißer Sand, einsam - aber
Badeverbot, weil keine Bade-Guards mehr da sind. Trotzdem haben wir uns mit durch's Wasser
waten, Sandburg bauen und erzählen recht lange dort aufgehalten. Zurück ging es
That's a lovely dress --
You think I could talk her out of it?
um sieben - die Sonne war noch nicht ganz verschwunden, wir sind ja auch mehr im Westen -
zum Feuerholz suchen und Kochen. Außerdem habe ich noch Bekanntschaft mit dem Camping
Host gemacht, dem ich Feuerholz abgekauft hatte. So hatten wir ein absolut super Lagerfeuer
(das gesammelte Holz hat allerdings besser gebrannt - nicht so nass) und lecker Essen und
unser fire-and-star-gazer-tent. Da haben wir dann in Gespräche vertieft noch

längere Zeit ausgeharrt, bis wir in Badeklamotten wieder zum See sind. Diese
Nachtschwimmaktion war der absolute Traum. Das Wasser war verhältnismäßig
warm, der Himmel von Sternen übersät und weit und breit kein Mensch zu sehen -
nur ein paar schlafende Gänse und einmal Herzklopfen wegen einem vorbeifahrenden
Motorboot, das auch noch seine Scheinwerfer kurz mal in unsere Richtung hielt. Aber sonst
war es absolut genial! Und dem Ben war's ziemlich kalt - für's Protokoll! Irgendwann
Nightswimming --
deserves a quiet night!
mussten wir uns doch zum Zelt zurückbegeben - und siehe, es waren schon halb eins.
Ein absolut traumhafter Abschluss für einen schönen Tag - und man bedenke, wir
schreiben den ersten Oktober! Nightswimming - deserves a quiet night. Ein Glück, dass
meine Vernunft nicht immer bestimmt, wann wir ins Bett gehen, sondern Ben sich an diesem
Abend durchgesetzt hat J!
2. Oktober
Der zweite Oktober gestaltete sich auch nicht schlecht. Nachdem wir uns eine phantastische
Dusche geleistet hatten, ging es weiter die Blue Ridge Pkwy hinunter. Wenn das mal nicht

eine Reise wert ist. Aber irgendwie sind es doch ein paar sehr viele Meilen, so dass wir
Blue-Ridge-Pkwy-Jenny
uns gegen Abend auf die Interstate verzogen haben, um irgendwann noch an einem Campingplatz
im Great Smoky Mountains National Park zu finden. Eigentlich hatten wir überlegt,
irgendwo auf der Blue Ridge zu Campen, aber der letzte Campingplatz vor'm N.P. lag auf
I need a lover who
won't drive me crazy.
einer Bergspitze, die von dunklen Wolken umgeben war. Da sind wir lieber noch
weitergefahren, auch wenn das mal wieder Zeltaufbau, Holzsuche & Kochen im Dunkeln
bedeutete. Allerdings hatten wir auf diesem N.P. Campingplatz sehr nette Nachbarn,

die uns einen guten Tip zum Feuer anmachen gegeben haben: einfach eine Mischung aus
sawdust & wax in einen Pappeierkarton geben, und die harte Masse später unter dem
Holz liegend anzünden. Klappt super! Ein wenig unterhalten und kurzes stargazing
war noch drin, außerdem ein kleiner Spaziergang, dann, sind wir in die Betten bzw.
Schlafsäcke gefallen.
3. Oktober
Da Duschen im N.P. ausfiel, waren wir relativ früh auf dem Weg in die Great Smokys. Am
Visitor Center haben wir Postkarten gekauft und uns einen Weg auf den Monte Le Conte
Mountaintop-Laberbacke:
"If you loose your accent --
I just go out with your sister!"
(6593 feet) zeigen lassen. Der war ca. 7,5km lang, zeitweise recht bis sehr steil und es
ging ca. 1000 Höhenmeter hoch. 2,8 Meilen in 2 Stunden und 20 Minuten rauf und in 2
Stunden wieder runter. Oben haben wir eine Essenspause eingelegt und uns mit einem

erzählfreudigen Amerikaner unterhalten - sehr amüsant. Teilweise war der Weg
aber echt hart und wir haben wirklich geschwitzt wir die Schweine. Es war aber auch ein
herrlicher Tag. Als wir dann um 5 Uhr endlich wieder unten angekommen waren, hieß
es ab aus dem National Park raus, damit wir einen Campingplatz mit Duschen bekamen. Aber
"You don't sound German.
More British -- or Australian."
vorher hatten wir beschlossen, uns einen Pizza Hut zu gönnen, da es schon wieder
dunkel wurde (obwohl wir jetzt Central Standard Time haben - noch 'ne Stunde zurück)
und wegen dem Salat. Schwerer Fehler! Wir haben so viel gegessen, dass wir nicht ordentlich
schlafen konnten. Erstmal haben wir aber noch den Wein geköppt, damit wir nicht sofort

ins Bett mussten. Statt dessen haben wir erst Kniffel gespielt, dann eine Frauenzeitschrift
gelesen und uns noch unterhalten. Schließlich gab es auch noch einen Spaziergang, bei
dem wir fast unsern Platz nicht mehr gefunden hätten. Die Nacht war dann echt viel zu
heiß zum Schlafen und unsere Mägen viel zu voll. Also ging es am anderen Morgen
recht früh aus dem Bett.
4. Oktober
Morgens gab es erstmal eine dringend nötige Dusche, nachdem wir schnell das Zelt verstaut
hatten, weil es nach Regen aussah. Ohne Frühstück (noch viel zu satt) ging es dann

auf die Interstate Richtung Memphis/Graceland. Und es hat geregnet wir bescheuert und wir hatten
mindestens Windstärke zehn. Das Auto ist auf der Straße ganz schön zum Spielball
geworden. Aber bis der Ben wieder ans Steuer kam, hatte sich die Situation gebessert. Und in
Memphis hatten wir wieder strahlenden Sonnenschein. Graceland ist eine Welt für sich.

Absolut faszinierend, wie Elvis Presley auch nach seinem Tod dort noch vermarktet wird - so
richtig amerikanisch. Ein Held eben. Nach einer fast zweistündigen Tour durch sein Haus,
seine Flugzeuge, an seinen Autos vorbei, durch seine Silber-, Gold- und Platinplatten und
privates Zeug ging es für uns auf den nächsten Zeltplatz. Der war von Mücken
übersät, aber ein großes Feuer und Mückenspray ließen die
Good catholic schoolgirls

Quälgeister erträglich werden. Nachdem wir das schnellste Abendessen der
Campinggeschichte gekocht und verzehrt hatten, haben wir uns lieber ins Zelt verzogen und
dort bei einer (verbotenen) Flasche Smirnoff on Ice von der Tanke dem Feuer zugeguckt und
gelabert ohne Ende. Denn es war wieder so schwül, dass Schlafen fast unmöglich
wurde.
5. Oktober
Am nächsten Morgen gab es, als unsere bevorstehende Abreise bekannt wurde, einen Streit
um unseren Platz. Sehr amüsant. Unser Nachbar wollte umziehen, ein Neuankömmling
hatte sich aber auch den Platz ausgesucht. Der Neue hat schließlich gewonnen. Es war
ein so herrlicher Tag, Sonne, blauer Himmel, warm, dass wir beschlossen, St.Louis St.Louis
sein zu lassen und uns in Richtung Mammoth Cave National Park aufzumachen. Auf dem Weg dorthin
wollten wir nochmal an einem See Zwischenstop machen, um den Tag zu genießen. Leider war
an dem See mit State Park, den wir uns ausgesucht hatten, arts&crafts weekend. 40.000 Leute mit
ihren Autos auf den Beinen - schrecklich! Also hieß es weiterfahren. Damit haben wir zwar
wieder einen Großteil des Tages im Auto verbracht, aber lustig war es trotzdem. Und der
Frauen können weder
besser Zelt aufbauen
noch Feuerholz sammeln.
andere State Park an einem riesigen See, der allerdings irgendwie stank, war sehr schön.
Zum Sonnenuntergang gucken haben wir uns ein schönes Plätzchen auf der anderen Seite

vom See gesucht. Beeindruckend, wie lange die Sonne bis zum Rand braucht, aber wie schnell sie
dann schließlich untergeht. Danach ging es zurück zum Zeltplatz. Nach dem Abendbrot
gab es erstmal ein gigantisches Super-Lagerfeuer, an dem wir es uns auf der Isomatte bequem
gemacht haben. Nachdem alles gesammelte Holz verfeuert war, sind wir dann in die
Schlafsäcke gekrochen.
6. Oktober

Ein wunderschöner Morgen. So warm und sonnig, dass man noch in Boxershorts und
Trägerhemd frühstücken konnte. Wunderbar! Da haben wir erst nochmal ein
bisschen in der Sonne gesessen und es uns gutgehen lassen. Wahnsinn! Und das 2 Monate vor
Nikolaus! Nach einer Dusche und den nötigen Aufräumarbeiten ging es dann nach

Mammoth Cave. Dort haben wir die "Frozen Niagara"-Tour gemacht. War schon beeindruckend,
mal 250 Fuss unter der Erde im größten Tunnel- und Höhlengebiet der Welt
zu stehen. Und es gab dort die unglaublichsten Stalagmiten und Stalagtiten. Außerdem
unmögliche Amerikaner aus der Gegend um Chicago. Echt abgefahren. Aber immerhin haben

sie die Selbsterkenntnis besessen, dass unser Englisch, obwohl wir aus GERMANY (!) kommen,
besser ist als ihr eigenes. Merkwürdige Menschen. Aber unsere Führerin war eine
echte Persönlichkeit. Absolut stark! Und ich werde wohl den Ben wegen seiner tollen

Kamera heiraten. At least, I'm considering to do so! Nach der 2-stündigen Tour sind
wir noch ein Stück weitergefahren, durch Kentucky-Regen nach Indiana. Dort haben wir
uns einen State Park gesucht (war komplizierter als es zunächst schien) und haben
unser Lager mal wieder im Dunkeln aufgeschlagen. Da es kalt wurde und wir aber kein
Lagerfeuerholz hatten (oder nichts wirklich erwähnenswertes), sind wir mal wieder
früh in die Federn gekrochen.
7. Oktober
"Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung." Hier nicht. Als heute morgen um sieben der
Wecker klingelte, war es noch finster und bitterkalt. Also sind wir noch liegen geblieben.
Eine Stunde später war es immer noch nur 12° warm im Zelt (9° draussen, wer hat
die Heizung so einfach ausgestellt?), aber der Ben ist trotz kurzer Kälte-Memmerei
aufgestanden und hat mir heißen Kakao an den Schlafsack gebracht. Sehr aufmerksam.
Nach Aufräumarbeiten unter extremen Kältebedingungen sind wir dann doch mal wieder
aufgebrochen, um uns Chicago ein wenig zu nähern, natürlich nicht, ohne ein paar

Minuten am Hardy Lake zu verbringen. Ein sehr schöner See, wie er da so vor einem in der
Sonne glitzerte. Sonnig war es nämlich, aber sehr kalt. Die Fahrt Richtung Norden war
eigentlich sehr angenehm. Allerdings haben wir an dem Campground, wo wir eigentlich unser
Lager aufschlagen wollten, nur noch die letzten Leute angetroffen, weil er nämlich
schloß. Also sind wir zum Tippecanoe River State Park gefahren. Eine sehr gute
T-bone steak & corn
Entscheidung. Der Campground war riesig und sehr schön. Der Ranger und der Camp Host
waren auch total nett. Wir sind dann noch Feuerholz kaufen gefahren (sehr gutes und reichlich)
und haben beschlossen, dass wir endlich unseren T-bone-Steak-Grillabend veranstalten. Also
WOW
DOUBLE WOW!
gab es für jeden ein gigantisches, wunderbares Steak, einen Maiskolben & Brot. Ausserdem
haben wir in einem Liquorshop namens "Brown Bag" (sehr passend) uns noch einen
zusätzlichen treat besorgt - Smirnoff on Ice. Der Abend wurde zu einem der unglaublichsten
und unvergesslichsten Abenden dieses Trips. Das Fleisch war unvergleichlich zart und lecker,
das Feuer unvergleichlich heiß und hell, der Himmel sternenklar und die Stimmung
unglaublich. WOW! Irgendwann haben wir uns aber doch in die Schlafsäcke verzogen,
obwohl es dort wesentlich kälter war....
8. Oktober
Der nächste Morgen begann dann wesentlich später als geplant. Scheinbar hatte diese

"Überdosis" Fleisch wie Schlafmittel gewirkt. Nun denn, vor'm Frühstück brauchten
wir erstmal 'ne Dusche - vor allem das saubere Schweinchen Ben. Der hat sich hier echt fast
jeden Morgen geduscht - mit Ausnahme in den Parks, wo es keine Duschen gab. Und so was will
Well-behaved women
rarely make history.
mal ein Pfadfinder gewesen sein! Naja, aber ein sauberer Ben ist mir auch lieber. Irgendwann

nach einem sehr nahrhaften Frühstück - es gab Müsli und Milch - ging es dann
bei herrlichem Wetter Richtung Chicago. Diese Stadt ist einfach eine Wucht. Man glaubt kaum,
dass sie an einem See liegt. Es ist unglaublich. Wie der Ozean. Und der Blick vom Sears-Tower
ist auch umwerfend. Leider verbrachten wir nur vier Stunden in Chicago - aber Zeit genug, um

mal wieder zu beschließen, dass man zurückkommen muss. Denn es gibt noch soviel
Das Wetter wird nach
dem Duschen besser.
mehr zu entdecken. Aber wir wollten uns noch Wisconsin ein wenig näherbringen, haben uns
also wieder auf den Weg gemacht. Auf der Interstate haben wir dann - leider nur nebenbei -
einen der beeindruckensten "sun-downs" dieses Urlaubs mitbekommen. Was für ein Spektakel!

Die Farben waren so intensiv, wie man sie selten erlebt. Wahnsinn! Im Dunkeln und nach kurzem
Umweg sind wir dann irgendwann am Big Foot Beach S.P. angekommen, Zelt aufgebaut, gekocht,
noch ein bisschen am Lagerfeuer gesessen und dann wegen Kälteeinbruchs im Zelt im warmen
Schlafsack weitererzählt. Aber irgendwann sind uns dann doch die Augen zugefallen.
9. Oktober

Auf nach Madison! Der Himmel zeigte sich von seiner besten Seite - Madison auch. Ben hatte
eine absolut wunderschöne und wirklich sehr europäisch angehauchte Heimatstadt in

Amerika. Und das Haus ist auch klasse. Ausserdem bekam ich seine Schulen, Friseur,
Einkaufscenter, Jogging-ways, Pfadfindergruppenraum, ......zu sehen. Es war ein tolles
Erlebnis zu sehen, wo der Kerl eine recht lange Zeit seines Lebens verbracht hat. Und nach
anfänglichen Navigationsproblemen hat er auch meist ohne zu zögern den richtigen
Weg eingeschlagen. Eigentlich war dieser Trip unbeschreibbar. Spät am Abend sind wir

noch auf einen Campingplatz in der Nähe gefahren und haben unser Lager aufgeschlagen.
Nach dem Abendbrot sind wir trotz ziemlicher Kälte noch zur Tanke um uns einen treat zu

gönnen - einen Becher HäagenDaaz Ice Cream Vanilla Almond - sehr lecker, und am
Feuer in Eiseskälte sehr gut. Zum Abschluss noch in wirklich guten und sauberen restrooms
waschen - und dann ab in den Schlafsack und trotz Kälte eigentlich recht gut geschlafen.
Im Zelt waren es immerhin ganze 12°C. Brrrrr.
10. Oktober
"Getting up is hard to do" - vor allem, wenn es kalt ist. Aber eine absolut hervorragende
warme Dusche hilft einem schon sehr, wenn man sich noch in Boxershorts bis zum Bad
gequält hat. Aber auch die schönste Dusche kann ein schreckliches Ende
"A spider!
A worm!
They've got showers!"
haben...... "Look, a spider!", "Look, a worm!", "Jenny, they've got showers!",
"They've got a toilet!" Tausend kleine Kinder störten uns, den Ben noch unter der
Dusche in Gedanken versunken, mich schon vor der Wahl, in Unterwäsche oder doch schon
in Jeans und Shirt die Haare zu trocknen. Ben hat seine Gedanken aufgegeben und ich habe
mich für Jeans und Shirt entschieden. Nach der Dusche wurde das Wetter wieder ein
bisschen besser - wie es sich gehört. Dann haben wir uns auf den Weg Richtung Detroit
gemacht. Allerdings waren wir schon ziemlich spät dran für die Meilen, die noch
vor uns lagen. Gott sei Dank durften wir 70mph fahren - da fühlt man sich nicht so
schuldig, wenn man 120 oder 130kmh fährt. Trotz allem hatten wir uns für ein Motel
55mph = 60mph = 65mph
= 120km/h
6 entschieden, schon alleine damit wir unsere Rucksäcke mal ordentlich packen konnten.
Und es war auch gut so. Den Sonnenuntergang haben wir nämlich mal wieder auf der
Interstate beobachtet. War schön, aber nicht so "beautiful" wie der, den wir auf dem Weg
aus Chicago raus beobachten durften. Das Motel 6 war absolut gigantisch. Das Bett war so
groß, dass ich, wenn ich auf der einen Seite lag, den Ben auf der anderen Seite nur mit
dem Fernglas sehen konnte. Riesig, absolut geil. Nachdem wir ein wenig Ordnung ins Auto
gebracht hatten, sind wir etwas essen gegangen und haben uns dann noch ein leckeres Eis bei
Baskin Robin's 31 geleistet. Damit ging es zurück ins Motel, wo "Philadelphia" im
Fernseher lief. Sehr praktisch. Also haben wir noch fernseh geguckt, dabei ein paar
Tränen vergossen (zumindest ich) und sind dann in diesem Riesenbett schlafen gegangen.
Matratze. Bettdecke. Ungewohnt! Next morning, we got up, took a shower and....
11. Oktober
Auf nach Toronto. Die letzen Meilen auf amerikanischem Boden. Über die Brücke auf
zurück nach Kanada. In Kanada dann noch ein paar hundert Kilometer und - wieder in
Toronto. Nachdem wir durch mindestens 10 Staus auf ca. 45km gefahren waren (und wieder
zurück, weil der Mann an meiner Seite mal wieder meinte, er müsste mich nicht
wecken, sondern den Weg alleine finden - keine Chance!), wissen wir jetzt auch, warum man
beim Auto-leihen Can$250 bei einem Unfall zur Vollkasko dazu zahlen müsste. Kanadier
fahren wie die letzten Säue. Nun ja. Wieder in Toronto sind wir noch einmal zu unserem
Lieblingsladen einkaufen gegangen: Europe bound. Ben hat seine Schlafmatte umgetauscht etc.
und ich habe ein Geschenk für Michi und mich selbst gekauft: eine Nalgene. Nachdem wir
fertig waren, war es mal wieder spät - und es fing an zu regnen. Trotz allem haben wir
uns heroisch auf den Weg Richtung Campingplatz gemacht. Nach dem x-ten Stau, anhaltendem
Regen und einbrechender Kälte haben wir uns dann doch entschlossen, noch einmal in
Motel 6
einem Motel 6 zu nächtigen. Dieses Motel war ziemlich neu und eigentlich auch super -
aber wir mussten in ein Raucherzimmer, weil nichts anderes mehr frei war und das Bett war
kleiner als die Nacht zuvor. Dafür war aber die Dusche noch größer (ich
habe etwa 25 Minuten geduscht am nächsten Morgen) und im Raucherzimmer fiel es nicht
so auf, dass wir Nudeln gekocht haben auf dem Campingkocher. Das absolute Plus war
allerdings, dass wir das Zelt trocken und relativ sauber einpacken konnten. Also haben wir
es uns nach der Packerei auf dem Bett gemütlich gemacht mit unserem letzten Smirnoff on
Ice und haben das Ende von "A few good men" und den Anfang von "Legends of the fall" geguckt.
Aber irgendwann waren wir so müde, dass wir lieber geschlafen haben.
12. Oktober
Das letzte Mal aufstehen. Die letzte Dusche dieser Reise. Das letzte Mal alles zusammenpacken
und im Auto unterbringen. All diese letzten Male - schrecklich! Auf der einen Seite kommt es
einem so vor, als hätte man gestern erst das Auto abgeholt - auf der anderen Seite hat
man so viel gesehen, gelernt, neue Eindrücke gesammelt, dass es einem wie eine Ewigkeit
vorkommt. Wenn es doch so wäre - denn bekanntlich haben Ewigkeiten die Eigenschaft, dass
sie nicht enden. Dieser Trip aber geht mit Riesenschritten auf sein Ende zu - viel zu schnell!
Nachdem das Auto wieder bei Alamo abgeliefert war, ging es mit dem Shuttle zum Flughafen. Dort
haben wir uns die recht lange Wartezeit mit einem späten Frühstück, Inspektion
des Flughafens und Lesen eines neu gekauften Buches versüßt. Dann ging es endlich
in den ersten Flieger. Nachdem wir mit dem Flieger recht schnell nach Philadelphia gekommen
waren, mussten wir wegen viel Flugverkehr erstmal endlos in der Luft kreisen. Irgendwann ging
es aber dann doch runter. Der Flughafen in Philadelphia ist wesentlich größer als
der in Toronto. Erstmal haben wir was gegessen. Dann haben wir uns wieder in eine stille Ecke
verzogen um unser Buch weiter zu lesen. Sehr lustig. Irgendwann mussten wir uns aber doch zum
boarding begeben. Ich hatte schon Angst, ich würde wieder nach meinem "home country"
gefragt (ein Kanadier an der Grenze "where do you live?" - once I gave him my passport) oder
nach meinem Geburtstag (der Typ bei der Immigration nach Amerika - hat mich echt auf kaltem
Fuß erwischt). Aber der Tickettyp war zufrieden. Nebenan wurden immer Leute beim boarding
der Maschine nach Paris aussortiert, damit ihre Taschen durchsucht werden konnten. Die taten
mir echt leid. Bis zu dem Augenblick, an dem der Typ hinter dem ticket-counter mich bat, links
zur Seite zu treten und die Tasche auf den Tisch zu legen - und der "Sir" sollte das doch bitte
auch tun. Also sind wir brav zur Durchsuchung gegangen. Scheinbar wirkten wir wie
gefährliche Terroristen. Aber wir haben es gelassen genommen und eigentlich war es sehr
lustig. Der arme Kerl, der meine Tasche durchsuchen musste, hatte echt viel zu tun. Ausserdem
war ja das Buch in meiner Tasche! Und dann auch noch meine Kulturtasche, 2 Brillenetuis,
Fotoapparat etc. Er hatte echt zu tun. Und die Lady, die mich durchsuchte, war sehr nett.
Ich sollte Schuhe und Jacke ausziehen, dann wurde ich mit diesem Gerät abgetastet.
Ausserdem musste sie mein Portemonaie durchsuchen und ich musste meinen Gürtel aufmachen
und sie musste abtasten - allerdings hat sie immer alles freundlich angekündigt. Bei Ben
hat sie nur die Schuhe durchsucht, dann kam ein dritter Kerl (der eine war immer noch mit meiner
Tasche beschäftigt), der bei Ben die "Abtasterei" übernahm. Die Dame durchsuchte
dann Ben's Rucksack, in dem noch unsere Cracker waren, sowie Ben's Boxershorts, Shirt und
Unterwäsche. Sie nannte es "survival kit". Der dritte Kerl fragte dann, wohin wir denn
fliegen würden. Auf die Antwort "Frankfurt" meinte er nur, er wüßte bloß
von einem Flug nach "Munich". Naja, unser Flug geht leider doch nach Frankfurt. Ich habe dann
noch versprochen, beim nächsten Mal nicht so viel ins Handgepäck zu nehmen - obwohl
es schon verdammt wenig war für mich! Als wir endlich zum Flugzeug gehen konnten, mussten
wir total lachen! Der Flug an sich war lang, aber recht uneventful. Wir haben ein bisschen
Fernseh geguckt (aber es gab keine guten Filme), gegessen, viel getrunken, gelesen (das Buch
haben wir durch) und vor uns hingedöst. Aber wirklich geschlafen haben wir nicht.
Jet-leg, wir kommen! Nachdem wir dann irgenwann in Frankfurt angekommen waren, musste Murphy's
law natürlich nochmal zuschlagen: wir haben ewig auf unsere Sachen gewartet. Aber ich war
ja auch mit dem Ben unterwegs. Nach langer Warterei ging es raus - und für Ben in die
Arme von Patty, mit neuer Frisur. Da Abschiednehmen immer so traurig macht und wir uns sowieso
fast schon den ganzen Flug über von Amerika, Kanada, dem Urlaubsgedanken und uns selbst
verabschiedet hatten, gab es nur noch ein kurzes Tschüss, ein letzter hug und unsere Wege
haben sich getrennt...
R.E.M. -- Nightswimming
Nightswimming deserves a quiet night.
The photograph on the dashboard, taken years ago,
turned around backwards so the windshield shows.
Every streetlight reveals the picture in reverse.
Still, it's so much clearer.
I forgot my shirt at the water's edge.
The moon is low tonight.
Nightswimming deserves a quiet night.
I'm not sure all these people understand.
It's not like years ago,
The fear of getting caught,
of recklessness in water.
They cannot see me naked.
These things, they go away,
replaced by everyday.
Nightswimming, remembering that night.
September's coming soon.
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I'm pining for the moon.
And what if there were two
Side by side in orbit
Around the fairest sun?
That bright, tight forever drum
could not describe nightswimming.
You, I thought I knew you.
You I cannot judge.
You, I thought you knew me,
this one laughing quietly
underneath my breath.
Nightswimming.
The photograph reflects,
every streetlight a reminder.
Nightswimming deserves a quiet night,
deserves a quiet night.
|